Definition Geschäftsmodellinnovation
Durch Geschäftsmodellinnovationen können Unternehmen aus dem intensiven Wettbewerb ausbrechen und Wettbewerbsvorteile generieren , welche von Kontrahenten nur schwer imitiert werden können. Dadurch kann ein nachhaltiger und langfristiger Unternehmenserfolg realisiert werden.
Umso erstaunlicher ist es, dass sich viele Unternehmen mit ihrem eigenen Geschäftsmodell und dessen innovativer Gestaltung nur sehr wenig beschäftigen [1]. Es existiert derzeit noch kein einheitliches Verständnis in der Wissenschaft, weder über die Begriffsdefinitionen noch über den ganzheitlichen strukturellen Aufbau von Geschäftsmodelleninnovationen oder dessen praktische Umsetzung. Casadesus-Masanell/Ricart drücken die Situation wie folgt aus, „[…] designing new business models is closer to an art than a science.“ [2]
Dieser Beitrag soll in erster Linie das Verständnis für Geschäftsmodellinnovationen schärfen und etwas Licht ins Dunkel bringen.
Geschäftsmodellinnovation – Übersicht relevanter Definitionen
Um das Verständnis für GMI weiter zu schärfen, wird im Folgenden eine Auswahl der bestehenden Geschäftsmodellinnovation-Definitionen dargestellt.
Geschäftsmodellinnovation – Charakterisierung des Begriffes
Die Grundlage der Geschäftsmodellinnovation ist auf die strategische Innovation zurück zu führen. Dieser Begriff beschreibt Innovationen, die die herrschenden Wettbewerbsregeln aushebeln bzw. neu definieren. „Strategic innovation means an innovation in one’s business model that leads to a new way of playing the game” [3]. Jedoch führte diese Definition zu Unklarheiten, über das tatsächlich gemeinte Wesen der Geschäftsmodellinnovation. So schreibt Markides „In earlier work […], I called this type of innovation strategic innovation, which is a confusing term. Business-model innovation captures the essence of this type of innovation without ambiguity.“ [4] Heute ist der Begriff Geschäftsmodellinnovation sowohl in der Praxis, als auch in der Wissenschaft fest verankert. Die fokussierte Literatur ist jedoch bezüglich der Geschäftsmodellinnovation-Definition von einer hohen Heterogenität gekennzeichnet. Trotz der unterschiedlichen Sichtweisen können auch gemeinsame Aspekte identifiziert werden. Zu dessen Herausarbeitung wird die Systematik von Wirtz verwendet [5]. Dabei werden die extrahierten Definitionen entsprechend der Kategorien subjektbezogen, funktional und teleologisch analysiert.
Aus der subjektbezogenen Sicht herrscht innerhalb der Literatur ein Konsens. Der Gegenstand der Geschäftsmodellinnovation ist immer ein bereits existierendes Geschäftsmodell, obgleich es unternehmenseigen oder -fremd ist. Demnach liegt der Geschäftsmodellinnovation die Struktur des Geschäftsmodelles zugrunde. Die Geschäftsmodellinnovation ist die Innovation des existierenden Geschäftsmodells.
In der Literatur gibt es bezüglich des Intensitätsgrades der Geschäftsmodellinnovation unterschiedliche Auffassungen. Sorescu/Frambach/Singh/ Rangaswamy/Bridges beispielsweise sehen bereits bei der Änderung eines Geschäftsmodell-Elementes eine Geschäftsmodellinnovation. Wohingegen andere Autoren die gleichzeitige Veränderung von mehreren bzw. allen Geschäftsmodell-Elementen postulieren.
Einigkeit herrscht hingegen bezüglich des Innovationsgegenstandes. Hierbei steht die „Value Proposition“ und „Value Capture“ als zentrale Aspekte der GMI im Vordergrund. Die Geschäftsmodellinnovation hat die Funktion neue Geschäftsmodelle zu schaffen. Zentrale Unterfunktionen sind dabei die Identifizierung von neuen Möglichkeiten und deren Adaption [6]. Taran/Boer/Lindgren fassen den Geschäftsmodellinnovation-Charakter wie folgt zusammen, „The term business model innovation can be interpreted in two important ways: (i) as a process and (ii) as an outcome.“[7] Demnach weist die Geschäftsmodellinnovation sowohl eine prozessuale als auch eine Ergebnisfunktion auf.
Während einige Autoren bereits von Geschäftsmodellinnovation sprechen, wenn sie neu für das eigene Unternehmen ist, fordern Andere eine weitaus größere Reichweite. Johnson/Christensen/ Kagermann notieren dazu, „Pursuing a new business model that`s not new or game-changing to your industry or market is a waste of time and money.“[8]
Die Analyse der teleologischen Inhalte zeigt auf abstraktem Niveau ein gleiches Verständnis innerhalb der Literatur. Ziel der Geschäftsmodellinnovation ist immer die nachhaltige Sicherung des Unternehmenserfolges auf Basis von Wettbewerbsvorteilen. Cucculelli/Bettinelli schreiben dazu „Business model innovation describes how the firm transforms itself with reference to where it was before and/or to the industry convention to pursue higher performance and competitive advantage […].“ [9]
Aus der Analyse der bestehenden Definitionen kann zusammenfassend konstatiert werden, dass Geschäftsmodellinnovation die primären Geschäftsmodell-Elemente existierender Geschäftsmodelle innovieren und somit eine Erneuerung des Geschäftsmodelles bewirken. Dabei kann die Innovation von einem Geschäftsmodell-Element oder allen ausgehen. Aus den Definitionen konnten als primäre Geschäftsmodell-Elemenete das Wertversprechen und die Wertschöpfung identifiziert werden.
Take Away
Ebenso wie die Geschäftsmodell-Definition muss auch die Geschäftsmodellinnovation-Definition mehrere Eigenschaften wiederspiegeln. Die Definition muss einen generischen Charakter aufweisen, und die wesentlichen Hauptangriffspunkte für die Geschäftsmodellinnovation-Gestaltung, die primären Geschäftsmodell-Elemente, abbilden. Des Weiteren muss sowohl der prozessuale als auch Innovationscharakter wiedergegeben werden. Die nachfolgende Geschäftsmodellinnovation-Definition vereint die aufgezeigten Merkmale und soll als Diskussionsbasis dienen.
Eine GMI bewirkt durch eine Logikänderung des primären Geschäftsmodell-Element-Verbundes einen neuen nachhaltigen Nutzen.
Die Definition der Geschäftsmodellinnovation baut auf der Geschäftsmodell-Definition auf. Demnach bildet das Geschäftsmodell die Wertschöpfungslogik in einem Verbund aus Wertversprechen, Wertgestaltung und Wertschöpfung einer Unternehmung ab. Dabei meint Geschäftsmodell-Element-Verbund die mit einander in Verbindung stehenden und sich gegenseitig beeinflussenden Geschäftsmodellelemente.
Quellen Abbildung: Eigene Abbildung
Quellen Inhalt:
[1] Müller-Stewens, G., & Fontin, M. (2003). Die Innovation des Geschäftsmodells – der unterschätzte vierte Weg: Die vier Teile des Kapitalisierungsmodells der Wertschöpfung. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 172, S.18.
[2] Casadesus-Masanell, R., & Ricart, J.E. (2010). From Strategy to Business Models and onto Tactics. In: Long Range Planning, Jg. 43, S. 195-215.
[3] Charitou, C. und Markides, C. (2003). Responses to Disruptive Strategic Innovation. In: Slo-an Management Review, Jg. 44, Nr. 2, S. 55-63.
[4] Markides, C. (2006). Disruptive Innovation: In Need of Better Theory. In: Journal Of Product Innovation Management, Jg. 23, Nr. 1, S. 19-25.
[5] Wirtz, B. W. (2013). Business Model Management: Design – Instrumente – Erfolgsfaktoren von Geschäftsmodellen. Wiesbaden: Verlag Springer Gabler.
[6] Teece, D. J. (2010). Business Models, Business Strategy and Innovation. In: Long Range Planning, Jg. 43, Nr. 2/3, S. 172-194.
[7] Taran, Y., Boer, H., & Lindgren, P. (2015). A Business Model Innovation Typology. In: Deci-sion Sciences, Jg. 46, Nr. 2, S. 301-331
[8] Johnson, M.W., Christensen, C.M., & Kagermann, H. (2008). Reinventing Your Business Model. In: Harvard Business Review, Jg. 86, Nr. 12, S. 51-59.
[9] Cucculelli, M., & Bettinelli, C. (2015). Business Models, Intangibles and Firm Performance: Evidence on Corporate Entrepreneurship from Italian Manufacturing SMEs. In: Small Busi-ness Economics, Jg. 45, Nr. 2, S. 329-350.