Innovation Management – gezielt anders denken
Definition Innovation Management
Das Ziel von Innovation Management ist es, Produkte und/oder Dienstleistungen wirtschaftlich erfolgreich umzusetzen. Zu unterscheiden sind Produktinnovationen, Prozessinnovationen und Geschäftsmodellinnovationen. Bei Produkten steht in der Regel das Bedürfnis des Kunden im Mittelpunkt, bei Prozessen sollen interne Abläufe effektiver und effizienter gestaltet werden. Bei Geschäftsmodellinnovationen wird ein neuer nachhaltiger Nutzen durch eine Logikänderung des Element-Verbundes im Geschäftsmodell bewirkt.
Unternehmen stehen im Wettbewerb und so ist der Erfolg des Unternehmens stark davon abhängig, wie gut das Innovation Management und damit der gezielte Veränderungsprozess hin zu etwas Neuem funktioniert.
Warum Innovation Management
Der Begriff Innovation wurde durch Joseph Schumpeter mit seiner Arbeit über Konjunkturzyklen eingeführt. Er beschreibt jedes „Andersmachen“ im Gesamtbereich des Wirtschaftslebens als Beispiele dessen, was als Innovation bezeichnet werden soll. Gleichzeitig grenzt er den Begriff gegenüber der Invention bzw. Erfindung ab. [1]
Was das Ergebnis betrifft, gerade wenn es um Innovationen geht, so muss es neu und nützlich sein. Es reicht nicht, dass Dinge nur neu sind, sie müssen auch für andere, für den Kunden, Anwender und Konsumenten nützlich sein. Das Innovation Management steuert die Prozesse von der Invention, bis diese als Innovation beim Endverwender wirtschaftlich erfolgreich ankommt.
Innovation Management heute
Ausreichend kreative Ideen zu erzeugen war und ist die Basis für Innovation Management. Unternehmen können auf Mitarbeiter stolz sein, die immer wieder Neues erschaffen, sie sind ein Garant für Erfolg und Wachstum. Heutige, immer komplexer werdende Zusammenhänge erfordern ein aktives Management von Grundlagen- und Technologieentwicklung, synchronisiert mit der Entwicklung konkreter Produkte, Prozesse und Geschäftsmodelle.
Da sich Unternehmen am kommerziellen Nutzen und absatzsteigernden Innovationen orientieren beschäftigen sie ganze Abteilungen mit Forschung & Entwicklung, der systematischen Suche nach neuem Wissen und Erkenntnissen. Das Innovation Management versucht der „natürlichen“ Entwicklung einen Schritt voraus zu sein, also nicht erst in Not oder eine missliche Situation zu geraten. Der Innovation Manager ist verantwortlich für die Sicherung der Zukunft!
Zukünftige Anforderungen an Innovation Management
Wir erleben in immer schneller ablaufenden Zyklen Neues, obwohl das Bestehende scheinbar noch ausreichend war. Diese immer kürzeren Produktlebenszyklen und die Auswirkungen der Globalisierung erhöhen den Innovationsdruck auf die Unternehmen. Die Wirtschaft sucht händeringend nach kreativen Köpfen. Manche Firmen richten sogar extra Kreativräume ein, doch Kreativität lässt sich nicht einfach so auf Knopfdruck abrufen. Klassische F&E-Strukturen werden ergänzt durch Konzepte wie Open Innovation, Crowdsourcing oder die Erschließung des Produktwissens des Prosumers. Gemeinsam ist allen Ansätzen, dass Menschen mit ihrer Kreativität Neues erschaffen wollen bzw. müssen. Hierbei ergibt sich eine Herausforderung.
Ist es möglich, gezielt anders zu denken? Und wenn, warum denken wir heute so wie wir denken?
Unser Denken beeinflusst unsere Kreativität
Kinder sind ständig kreativ. Immerzu wird ausprobiert, schräg und wild gedacht. Der Spieltrieb macht auf natürliche Weise erfinderisch. Doch schon in der Jugend wird das Kreative durch unsere Ausbildung gern in Nischen abgedrängt. Je erwachsener wir werden umso mehr lernen wir zu funktionieren. Kreativität geht dabei oft verloren.
Jeder erlebt seine Kreativität auf unterschiedliche Art und Weise. Häufig, erst später am Tag, wenn man etwas zur Ruhe gekommen ist, kommt irgendwie ein Geistesblitz, eine Idee die einen durch irgendwas inspiriert hat und man verspürt den „Wickie“-Effekt. Wie entsteht Kreativität? Warum werden wir kreativ? Wie tauchen wir ein in die schillernde Welt der Ideen und Inspirationen. Wodurch kommen die Kreativen eigentlich auf ihre genialen Ideen? Wie können wir selber auch kreativer werden und was bedeutet Kreativität für die eigene Zufriedenheit, für die Wirtschaft allgemein und für die Gesellschaft?
In der Fantasie treffen Gedanken irgendwo aufeinander und es geht los, aus Schatten, Bruchstücken und zusammenhanglosen Elementen entstehen Bilder und Welten in die unser Geist eintaucht. Fantasie ist wie ein Blick in eine Glaskugel. Man sieht etwas was sonst keiner sieht. Dann muss man es aus dem Kopf in die Realität transportieren. Jedoch nur wenn man sich überhaupt vorstellen kann welche fantastischen Dinge es geben könnte macht man sich auf, um danach zu suchen. Man freundet sich mit jemanden an, wenn man sich vorstellt, dass man zusammen Spaß hat. Man malt, wenn man das Bild schon vor sich schemenhaft sieht.
Oft findet man etwas ganz Anderes, zum Beispiel Amerika statt Indien, aber das ist egal, Hauptsache man entdeckt erstmals etwas Neues. Fantasie ist der Anfang von Allem! Wir haben alle einen spezifischen Kontext und durch unser Umfeld ist es möglich mit Fantasie etwas im Kopf zu erschaffen. Durch die konkrete Umsetzung entsteht kreative Leistung.
Was ist kreativ?
Kreativ sein kann
- der Mensch, der kreativ tätig ist,
- das Ergebnis, ein Produkt, eine Innovation, oder
- das Umfeld
Menschen gelten in der Regel als kreativ, wenn sie divergent denken können, also wenn sie in der Lage sind zu einer Herausforderung sehr viele unterschiedliche auch überraschende Lösungen zu finden.
Bewusstsein der eigenen Geisteshaltung
Scheinbar gibt es zwei grundlegenden Geisteshaltungen. [2]
- Closed mind, ein Mindset, was relativ verschlossen ist und hoch korreliert mit negativen Gefühlen wie beispielsweise Angst.
- Open mind, ein offenes Bewusstsein, welches mit positiven Gefühlen wie Freude oder Glück verbunden ist.
Aus der Geschichte der Evolution heraus haben negativen Gefühle vermutlich unser Überleben gesichert. Hat jemand Angst, macht er sich schnell aus dem Staub und ist weg. War eine Säbelzahnkatze in der Nähe sind wir geflüchtet um unser Leben und unser Überleben zu sichern.
Nachdem der Mensch der Steinzeit selbst gegessen hatte und gesättigt war, war er – erst mal – angstfrei. Und was hat er dann gemacht? Er hat Kreatives geschaffen, also die Wände bemalt und neue Werkzeuge gebaut. Kreativität hat unsere Menschheits-Entwicklung vorangebracht!
Scheinbar braucht der Mensch beide Mindsets!
Was stimuliert unsere Kreativität
Was kann unsere heutige Alltags-Kreativität gezielt fördern und unterstützen? Wo und wie hat man die besten kreativen Gedanken? Fragt man Hochbegabte, so werden oft Situationen wie ausgiebig spazieren gehen, lange Fahrten auf Reisen, Musizieren, langes Duschen, und Ähnliches genannt.
Solche Tätigkeiten haben meist etwas Meditatives. Dabei wird der logische Teil unseres Gehirns heruntergefahren, wir sind kreativ und unser divergentes Denken ist aktiv. Und dann entstehen Geistesblitze, eben wenn unser Kontrollbereich des Gehirns ein Stück weit reduziert arbeitet. Häufig passiert uns dies nicht am Arbeitsplatz, da wir dort eher unter Stress stehen und uns kontrolliert fühlen.
Wie entsteht Kreativität in unserem Kopf
Viele Nobelpreisträger die überragenden Leistungen erbracht haben waren nicht nur in ihrem Kernfach exzellent. Albert Einstein war sowohl ein genialer Physiker als auch ein hervorragender Geigenspieler. Kreativen Menschen nutzen Abwechslung statt einseitigem Wissen!
Was passiert da eigentlich in unserem Gehirn? Das menschliche Gehirn besteht aus zwei Hälften die unabhängig voneinander Informationen verarbeiten können. Diese unterscheiden sich, Reize werden unterschiedlich wahrgenommen. Die rechte Hälfte verarbeitet die großräumigen Zusammenhänge, die linke die Details. Gerade weil die beiden Hälften Informationen auf unterschiedliche Art und Weise verarbeiten ergibt ihr Zusammenspiel eine ganzheitliche Leistung. Beim kreativen Denken springen wir gedanklich häufig hin und her. Das Koppeln von konvergentem, also dem logischen Denken und dem assoziativen also dem Denken, welches den Geist öffnet, das ist das Entscheidende!
Etwas Neues ist für das Gehirn eine Herausforderung, es ist erst mal irritiert. Wird unser Gehirn mit etwas Neuem konfrontiert, dann ist es aber auch in der Folgezeit kreativer. Es entstehen so viel mehr Möglichkeiten für das Gehirn zu agieren. Das heißt wenn unser Gehirn etwas Neues ausprobiert, also auch mal ein Risiko in Bezug auf neue Erfahrungen eingeht, dann springt das Gehirn an. Um Kreativität optimal zu fördern sollte gezielt zwischen den beiden Denkschemata logisch analytisch und neu kreieren hin und her gesprungen werden. Unsere Gesellschaft wird immer komplexer. Wir brauchen für komplexere Probleme auch kreativere Problemlösungen. Schwerpunkt liegt heute meist auf logischen und analytischen Strukturen. Wir müssten eigentlich eine höhere Wertschätzung für freies Assoziieren mit geringer Kontrollfunktion entwickeln. Kreative Leistungen entstehen durch kognitives Loslassen.
Es besteht kein Mangel an Kreativität, sondern es mangelt an Möglichkeiten loszulassen!
Anders denken mit Widerspruch
Wie können wir gezielt Situationen provozieren, durch die unser Gehirn die Möglichkeit erhält kognitiv loszulassen und dadurch kreativer zu werden? Mit Widersprüchen! Bei WOIS ist das Denken in und mit Widersprüchen Standard. WOIS steht dabei als Akronym für WiderspruchsOrientierte InnovationStrategie [3]. Im Folgenden wird die Vorgehensweise, aus einem logischen Sachverhalt eine unlogische widersprüchliche Aufgabe zu formulieren, anhand der Invention des Hinterlader-Gewehres erläutert.
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts war es für alle Armeen üblich sogenannte Vorderlader-Gewehre einzusetzen. Das Gewehr wurde geladen, indem ein Soldat aus seiner Pulvertasche eine angemessene Menge Schießpulver lose einschüttete. Danach musste das Pulver um optimale Wirkung entfalten zu können mit einer Stange verdichtet werden. Das Geschoss wurde danach ebenfalls in den Lauf eingebracht und mit der Stange dicht an das Pulver gepresst.
Sollte eine Armee besonders hohe Schussleistung erzielen, so erhielten die Soldaten Gewehre mit kurzen Läufen. Durch einen kurzen Lauf war die gesamte Handhabung von Pulver einbringen über Pulver verdichten, Gewehr anlegen und Gewehr abfeuern einfacher als bei längeren Läufen. Es wurde schneller nachgeladen und gefeuert, die Treffsicherheit war jedoch gering.
Sollten hingegen die Soldaten beim Feuern besonders gut Treffen, so erhielten sie Gewehre mit langen Läufen. Bei solchen Gewehren wurde das Geschoss beim Abfeuern besser geführt und somit mit höherer Treffsicherheit ins Ziel gelenkt. Das Nachladen erforderte jedoch mehr Zeit als bei kurzen Läufen.
Die Armee mit den längeren Läufen konnte zwar besonders gut treffen, wurde aber ggf. beim Nachladen vom Gegner überrannt. Die Armee mit den kürzeren Läufen konnte zwar besonders schnell feuern, wurde aber vom Gegner ggf. überflügelt, da die Treffsicherheit zu gering ausfiel. Doch wie kann die Generierung einer neuen Idee, die beide Vorteile vereint, gezielt provoziert werden?
Das WOIS Widerspruchsmodell – unlogische Zusammenhänge und paradoxe Forderungen
Die Verbindung zwischen Treffsicherheit und langem Lauf, sowie zwischen Schussleistung und kurzem Lauf sind beide logisch. Bei WOIS werden aber bewusst grundsätzlich nur bisher unlogische Zusammenhänge gefordert. Die zwei in diesem Fall möglichen Forderungen lauten:
Höhere Schussleistung trotz längerem Lauf
oder
Höhere Treffsicherheit trotz kürzerem Lauf
Hätte man vor der Erfindung des Hinterladers solche Forderungen an die Fachleute gestellt hätten diese vermutlich nur mit Kopfschütteln reagiert. Die Antwort auf die Forderung nach höherer Schussleistung trotz längerem Lauf war die Erfindung des Hinterladers und der Patrone. Plötzlich spielte es eine untergeordnete Rolle, wie lange der Lauf war, da der Bediener schnell von hinten laden konnte. Aus technologischer Sicht wäre der Hinterlader mit langem, glatten Lauf bereits viele Jahre vorher möglich gewesen. Nur die Idee dazu war nicht früher da.
Die Lösung für die Forderung nach höhere Treffsicherheit trotz kürzerem Lauf war die Erfindung des gezogenen Laufs, was erst einige Jahrzehnte später möglich wurde. Dabei wird dem Geschoss während der Bewegung im Lauf eine Eigenrotation aufgezwungen. Dies stabilisiert das Geschoss und ermöglich eine hohe Trefferleistung mit kurzem Lauf.
Bei heutigen Entwicklungen hat sich in kreativen Phasen der Widerspruch als überaus hilfreiches Element erwiesen. Durch die Forderung von unlogischen Zusammenhängen wird unsere meist dominantere logische Gehirnhälfte irritiert. Die Chance etwas Neues und Überraschendes zu erdenken liegt in der Ausweglosigkeit der unlogischen Aufgabenstellung. Diese ist mit Logik nicht zu lösen.
Dieser „Kniff“ eröffnet uns die Möglichkeit kognitiv loszulassen und dadurch unsere Kreativität zu animieren und . . . anders zu denken! So können unkonventionelle Lösungen gezielt provoziert und entwickelt werden.
Take Away WOIS Widerspruchsmodell
Das WOIS Widerspruchsmodell bietet ihnen folgenden Nutzen:
Ausgehend von heutigen Zusammenhängen und Aufgabenstellungen werden
- Komplexität abstrakt reduziert auf Widersprüche, dadurch
- die Kreativität durch Unlogik gezielt angeregt, somit
- anders als herkömmlich gedacht und
- überraschende Lösungen generiert, mit dem Ziel
- sich deutlich zu differenzieren.
Anders denken mit Widersprüchen hilft Ihnen überraschend Neues zu entwickeln und ihr Innovation Management noch besser zu gestalten!
Quellen Titelbild: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:FlammarionWoodcut.jpg. 27.02.2018. gemeinfrei nach UrhG §64
Quellen Abbildungen: Eigene Darstellungen
Quellen Inhalt:
[1] Schumpeter, Joseph Alois (1961). Konjunkturzyklen eine theoretische, historische und statistische Analyse des kapitalistischen Prozesses. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 91.
[2] Markova, Dawna (1997). The Open Mind: Exploring the Six Patterns of Natural Intelligence. San Francisco: Red Wheel / Weiser, S. 67 ff.
[3] WOIS Institut (Hrsg.): WOIS Innovation. 26.02.2018. URL: https://wois-innovation.de